freiVERS | Niklas Cron

trockene tage und wieder flimmert die hitze durch den tag schlieren verheddert zwischen zweigen knarrender kiefern ihre nadeln braune borsten die sich im blick der sonne kräuseln knisternd im wind bis sie brechen und staubig zu boden sinken auch dem wind geht bald die puste aus sein atem hechelt…

freiTEXT | Anna Sophie Merwald

Sie an der Leine Sie bauen ein Haus, leben sich ein und kleben auseinander, sie vegetieren in vorbildlichen Gärten mit gestriegelten Kindern und verriegelten Türen. Sie zwingen die Mundwinkel und sie wippen mit dem Kopf, im Takt ihre vollautomatischen Rasenmäher, die nichts machen und auch Lärm.…

freiVERS | Marianna Lanz

teich das haus bröckelt die fassaden alles kracht und fällt dafür sieht man den mond wieder der über den trümmern steht gar nicht so fern liegt er und rollt in den teich Marianna Lanz freiVERS ist unser Wort zum Sonntag. Du hast auch einen freiVERS für uns? schreib@mosaikzeitschrift.at <<…

freiTEXT | Julia Knaß

In Tagen wie Wahnsinn in tagen wie wahnsinn liegen die toten am gang, ob ich die toten am gang sehen würde, wer die toten am gang denn seien, wer da schießen würde, wer da denn schießen würde, aber da sind längst keine toten mehr am gang, am gang hängen nur kinderfotos von mir und meinen schwestern…

freiVERS | Dennis Hannemann

Sommerimpressionen i. Ein Strom verzweigt auf den Feldern, ein Rettungsboot kurz vorm Kentern, Wachen und Helfer, Zelte mobil in Kunststoffwelten versetzt, zu wenig Rasierzeug und Stoff, die Fremden schöpfen empfangen zu keiner Zeit. ii. Verlieren Angst auf- marschiert plakatiert Wände und Zäune…

freiTEXT | Claudia Dvoracek-Iby

Im Rucksack Anfangs fanden wir ihn amüsant. Ehrlich gesagt lachten wir uns halbtot nach der ersten Begegnung mit ihm. „Ich bin der Willi “, hatte er gesagt, ein zappeliger, älterer Mann, den ein riesiger, grauer Rucksack nach hinten zog. Dünn war er und klein, kleiner als Marie, die zu mir an die…

freiVERS | Enno Ahrens

Q die schwarzgezogene wurzel aus 25 steigt auf am geistigen horizont ein neues gestirn an meinem knallerbsenstrauch man muss nur tief genug graben die engerlinge über die klinge des spatens springen lassen dann erweisen sie sich sehr flexibel als quastenflosser vielleicht oder als reu-selige……

freiTEXT | Fabian Hartmann

Der Tag, an dem Mindy Miller dicke Oberschenkel bekam Wie so oft in jenem Sommer fuhr Mindy (Mindy Miller, elfeinhalb, geboren in Winston-Salem, North Carolina) schon früh am Tag zu einem abgelegenen kleinen Fußballplatz am Rande von Walnut Cove, ihrem Heimatort. Sie fuhr auf ihrem Fahrrad, einem…

freiVERS | Patricia Falkenburg

Möwentableau. Weiße Vögel Auf kartoffelknollig gefurchtem Braunem Grund. Schwingen verwahrt, Einbeinstand Im rauschenden Regen. Regen. Kein Licht Am grauen Himmel, Leintuchwolken, streifenfrei. Weiße Lichtpunkte, Köpfe in Federn geduckt, Auf dem Feld im Regen. Im Rauschenden Regen. Patricia…

freiTEXT | Anna Gawlitta

Wenn die Zikaden zirpen Schlafen nachts die Zikaden? Oder zirpen sie unentwegt? Aufstehen müsste man, mitten in der Nacht, und lauschen, wie lange die Zikaden zirpen, dachte ich als ich an einem Sommerabend am offenen Fenster stand, meinen Kummer und meine Einsamkeit beweinte. Gregor hatte mich…

freiVERS | Eva Brunner

lpk die Pflastersteine von Hierapetra ließen die Mamorfrau vorher gehen das Planimeter noch in der Tasche komm geh einen Palast besetzen Pampelmusen und Pistazien essen deine Traurigkeit plastisch machen das Patriarchat ist keine Primel leider Papier kann helfen Pik kann stechen denn deine Unschuld…

freiVERS | Susanne Rzymbowski

Verschachtelt die Sätze in deinem Kopf aus Fragmenten einer Zeit die gewaltig im Nichts tobt als Schimmer aus Zukunft ohne Erleben und dein Herz stahl für den Moment der verhungert so umherirrt und du schweigst zu der dir bleibenden Welt Susanne Rzymbowski freiVERS ist unser Wort zum Sonntag. Du…

freiTEXT | Isabella Krainer

Edith Edith war schon immer ein aufgewecktes Mädchen. Mit zehn entdeckte sie die wunderbare Welt des Scherenschnitts, mit elf beherrschte sie den Lockruf des Tungara-Froschs und im Jahr darauf gab sie vor, Schweizerin zu sein, da diese verstärkt unter dem prämenstruellen Syndrom zu leiden hätten.…

freiVERS | Lütfiye Güzel

geisterbahn-karussell zwanzig neue bücher in gepolsterten umschlägen die klammern stecken ihre köpfe durch die beiden löcher ich klebe die seiten noch zu bevor ich beschossen werde von meinen eigenen organen Lütfiye Güzel freiVERS ist unser Wort zum Sonntag. Du hast auch einen…

freiTEXT | Lisa Krusche

Maritim Grand Hotel Das Flattern des Absperrbandes im Wind. Die Locke, die über deine Wange Richtung Mund streicht. Du, den Joint in der Hand mit dem Siegelring, wie du einatmest, noch mal einatmest, damit der Joint mehr reinknallt. Dein Blick in Richtung Plakate und was du erzählst. Dein Ausatmen…

freiTEXT | Bas Lindgaard

Von Licht und Schatten und Wind und Ratten Ich bin ein Landstreicher und brate Ratten über offenem Feuer, wenn der Hunger zu groß wird. Eigentlich will ich kein Fleisch essen, vor allem nicht das von quietschenden, pfeifenden Abfallwesen, aber oft bleibt mir keine andere Wahl. Ich mag Beeren und…

freiVERS | Enno Ahrens

Im Geisterdorf Ihr Geschrei ist verstummt keine Kinderhand entzündet sich mehr an den Nesseln am Saum der Gärten stehen sie verschlafen die Häuser nur noch leere fruchtlose Hülsen vereinzelt bewohnt von Alten gefallen wie aus einer längst vergangenen Zeit ein Greis döst in seinem Lehnstuhl…

freiTEXT | Hannah Bründl

Luftblasenluft, Frieda Manchmal ist Frieda die Blume. Morgens aufwachen, den Schlaf in Zigaretten ersticken, nichts mehr spüren: hoffentlich. Um Frieda dreht sich das Leben. Und sie hat das größte Verlangen danach. Sie war ein schönes Kind. Weich und gelockt, rund köpfig, speckig. Eine mit…

freiVERS | Steffen Bach

kaugummiautomat sommer am kaugummiautomat sommer vorm kaugummiautomat meine hände sind trocken und glatt schmiergelig rau weiße Knallerbsen hängen an dem strauch. der weg ist zu steil um ihn mit inlinern herunter zu fahren man müsste sich auf der wiese abrollen am besten sich auf die wiese werfen…

freiVERS | Clara Heinrich

frühling wir jumehrten in der ersten wonne, bistrotteten im sichten gepente. die pursi figerten, das frein gelierte. du sukzessiertest, nur kein tabell, alles bitte nur kein tabell, fruh mich nicht! ich grandete, karierte, gaspelte. du bist ein pepin, abandest du. ich lanzierte dir meschui das…

freiTEXT | Katharina Goetze

Der Senior Change Manager Samsa geht baden und gewinnt an Profil Diese Dinge passieren gerade dann, wenn man glaubt, man sei auf alles vorbereitet. Das ist klar. Aber die Erkenntnis, dass ich meine Veränderung nicht ändern kann, traf mich erst, als ich heute Morgen aus der Badewanne stieg und das…

freiVERS | Urs Böke

Feldjacke Mit der Feldjacke an sitze ich auf dem Balkon ich höre die Streitereien das Jaulen der Hunde   Ich höre hin wenn bei den Nachbarn die Hände ausrutschen wenn sie sich lieben höre ich weg Seltsam…; Langsam dämmert es und es dämmert mir ich schließe den Kragen der Feldjacke enger Regen…

freiTEXT | Alexander Kerber

immer wieder schön, das ende der welt mosaiksonntag. wir sind alle sternchen, steinchen, kies. im getriebe steckt der kies und macht, dass die zahnräder der bürokratie nicht mahlen. da braucht man dann öl. öliges öl so ganz grau oder braun, zwei farben, die sich meistens sehr ähnlich sind. am…

freiVERS | Hasune El-Choly

Zwischen Motten Da waren noch Namen an den Klingelschildern, verschwommene Lettern in Großbuchstaben, hinter einer dünnen Schicht aus beschlagenem Glas. In den ersichtlichen Spuren einer kalten Winternacht, versteckend im zerbrochenen Lichtkegelschein der Haustür, wo Motten in vorbeifliegenden…

freiTEXT | Ann-Christin Kumm

So oder anders Sie bleibt stehen. Die Bäume sind grün geworden, es muss in den letzten Wochen passiert sein, sie weiß es nicht, plötzlich Blätter. Die Sonne rutscht über den grauen Asphalt. Seine Haare sind rot. Was weiß sie über ihn? Er mag keine Eier, er will, das hat er dem mit dem Leberfleck…

freiVERS | Nikola Huppertz

camera obscura flüchtig kommen und gehen die Szenen es sei denn ich gewähre ihnen einlass in den papiernen raum meiner gedanken und drehe und wende und stelle sie auf den kopf so lasse ich sie eine weile im abglanz der wörter verharren und du kannst sie betrachten ehe ich mich wieder verschließe…

freiTEXT | Olaf Lahayne

Die grelle Griselda Sie hieß nicht wirklich Griselda. Eh klar. Wer nennt sein Kind schon Griselda? Sie nannte sich also selbst so. Griselda Grill, alias die grelle Griselda. Grill, so hieß sie wirklich. Mit Nachnamen. Mit Vornamen eigentlich Gisela. Gisela, werden Sie jetzt sagen, das ist ja kaum…

freiVERS | Harald Kappel

beiläufige Sätze unter der gelben Kugelleuchte bei den Wollsocken liegen beiläufige Sätze ein wundersamer Frieden du küsst durch meinen lauten Großvortrag hindurch ein groteskes Nebeneinander von verlegenen Worten und risikoloser Leidenschaft sie führt schon bald zur Bauchhochzeit und ins……

freiTEXT | Kerstin Meixner

…dann kriecht man eben Am Eingang des Friedhofs: Plötzliche Kindheitserinnerungen. Gedankenstakkato. Die erste Woche an einer neuen Schule und die damit verbundene Einsamkeit. Ein Junge auf dem Gipfel eines Schuttberges, der zu weiteren Kindern an dessen Fuß herabspricht. Assoziation des…

freiVERS | Sara Maurer

du und ich in wien im advent.   Eines trüben morgens, die vorhänge waren noch geschlossen und das zimmer dämmrig kalt, setzte ich mich ruckartig im bett auf, denn mir war eingefallen, dass ich eine woche zuvor zwanzig euro am theaterparkettboden gefunden hatte und das bedeutete nämlich, dass…

freiTEXT | Carina Plinke

Druck nach Unten/ Trixi „Ey Trixi, du siehst so geil aus. Du leuchtest richtig. Ich glaub, wenn du frei bist, schillerst du am meisten.“ Ich lächel und nicke, versinke in den merkwürdig aufdringlichen Farben, im Beat. Wir stehen mitten auf der Tanzfläche und unsere nassgeschwitzte Haut berührt…

freiVERS | Melanie Khoshmashrab

den haben wir nicht für Rüdiger Käßner* ich mag diese küchengespräche, sag ich wenn du das schwarz erpresst, werd ich ruhig draußen sind alle schaufenster vernagelt ich mag die katze, die über dir hängt, sag ich nicht danke / wenn sich die bahn nachts verspätet, steigen wir auf oberflächen mit…

freiTEXT | Stefanie Schweizer

Nachts gehen die Lichter aus Ein Auto fährt vorbei und wir drehen uns zu den Feldern in die Dunkelheit. David steckt die Kappe wieder auf den Filzstift. Er grinst und klopft auf das Metallschild mit dem Ortsnamen darauf. Sofie und ich legen den Kopf schief. Nee. Was nee, fragt David. Ja das…

freiVERS | Unda Maris

Novemberhesperiden Es war im drůsen Spätherbst daß mal wieder so einiges gemağgolokkerte und das Laub behehlebęnde in die Gegend diffundierte Im Prater wurstelte die Plebs so vor sich hin, behelfmichnich, aber kregel Keckernde Krähen behůdelten den Himmel und schærwanzten die ein oder andere…

freiVERS | Michael Pietrucha

Samenkorn Zeit Ich habe dir Zeit gegeben, du hast sie mit den Augen geküsst, habe sie unterwegs aufgehoben, bevor sie unter meinem Schuh verschwunden wäre, sie abgewogen; das Sonnenlicht von oben und das Mikroskop hier unten sagten, es sei ein Samenkorn, und geschoben in ein Kuvert stecktest du es…

freiTEXT | Markus Streichardt

Provisorium K., der gerade ins Taxi gestiegen ist, sieht einen Mann auf sich zukommen und dann mit den Fingerknöcheln gegen die Autoscheibe klopfen. Er fragt ungläubig: „Ist er das?“, und noch ehe K. antworten kann, brüllt er lauter: „Ja, das ist er! Das ist er!“ K. starrt regungslos in das…

freiVERS | Lütfiye Güzel

man lebt nicht jeden tag - eine spinne mit den augen verfolgt mit gutem gewissen ihr netz nicht zerstört dann obst von den bäumen geschüttelt & drei runden geweint Lütfiye Güzel freiVERS ist unser Wort zum Sonntag. Du hast auch einen freiVERS für uns? schreib@mosaikzeitschrift.at << mehr…